In Zeiten von Klimawandel und Energiewende werden nachhaltige Antriebstechnologien für Fahrzeuge immer wichtiger. Nach wie vor sind Lkws jedoch zu rund 99 Prozent mit Dieselmotoren ausgestattet. Um den Umstieg auf nachhaltige Alternativen zu erleichtern, haben die vier Gründer des Start-ups Camideos, drei von ihnen sind Alumni des KIT, eine Software entwickelt, die Energie- und Kostenpotenziale für Lkws ermittelt.
„Der Kern der Software ist ein digitaler Zwilling des Lkws, welchen wir virtuelle Touren auf Basis realer Strecken und Daten fahren lassen“, sagt Andreas Rudi, einer der Camideos-Gründer vom Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion des KIT. „Dafür verwenden wir detaillierte Fahrzeugdaten, die wir durch eine Art Fitnesstracker am echten Lkw erhalten.“ Zudem fließen Umweltdaten wie Steigung, Tempolimit und Wetter mit ein.
„Mithilfe von Big Data- und KI-Methoden berechnen wir, in welchen Fahrsituationen welche Verbräuche entstehen und wie viel der Lkw auf der Strecke insgesamt verbrauchen sollte. Die Ergebnisse vergleichen wir mit den realen Daten“, erklärt Steffen Link, Techniker bei Camideos vom FraunhoferInstitut für System- und Innovationsforschung. So zeige sich, ob das Fahrzeug in Realität mehr verbrauche, als es müsste – beispielsweise aufgrund von Technik oder Fahrverhalten.
„In unserem Virtual Lab prüfen wir außerdem, welcher nachhaltige Antrieb den Diesel ersetzen kann und welcher sich speziell für das Fahrzeug und die Anwendung eignet, da Logistiker individuelle Transportaufgaben haben. Bei den nachhaltigen Alternativen geht es vor allem um Strom, (Bio-)Gas oder Wasserstoff, besonders seit die EU die CO2 - Grenzwerte für Lkws verschärft hat“, so Andreas Rudi. Etwa 90 Prozent der Lkws auf dem Markt könne das Start-up mit der Software digital abbilden und analysieren.
Mehrere Projekte, wie die Bewertung eines neuartigen Antriebskonzepts für die Lkw-Flotte eines großen Logistikunternehmens oder die Umstellung der Lkws eines Biomarkts von Diesel auf Erdgas, waren erfolgreich. Zukünftig will das Team weitere Kraftfahrzeuge wie Busse analysieren und sucht dafür nach Industriepartnern.